Sind Kompressionsstrümpfe die neuen Carbonschuhe? Immer mehr finden sie ihren Weg an die Beine von Läufern und Läuferinnen und werden nicht mehr nur im medizinischen Bereich eingesetzt. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen verspricht eine verbesserte Leistung und schnellere Regeneration. Doch was ist wirklich dran an diesem Versprechen? Diesem Thema widmen wir uns gemeinsam mit Trainer und Sportwissenschaftler Prof. Dr. Helmut Lötzerich.
Wozu Kompressionsstrümpfe?
Kompressionsstrümpfe und Stützstrümpfe ist es dasselbe? Sie werden oft verwechselt, dabei gibt es jedoch klare Unterschiede. Während Stützstrümpfe frei verkäuflich sind und dazu dienen, Personen zu unterstützen, die beispielsweise viel stehen oder sitzen müssen, sind Kompressionsstrümpfe ärztlich verschriebene Hilfsmittel für Menschen mit bestimmten Gesundheitsproblemen. Beide haben jedoch das Ziel, den Rücktransport des Blutes zum Herzen zu fördern. Sie üben einen Druck auf die Beine aus, wodurch die Venen zusammengepresst werden und die Blutzirkulation verbessert wird.Selbst für gesunde Menschen können deshalb Kompressionsstrümpfe von Vorteil sein. Sie unterstützen nicht nur die Regeneration nach körperlicher Aktivität, sondern fördern auch den Abtransport von Stoffwechselprodukten und helfen dem Bindegewebe, das im Alter an Elastizität verliert.
Besonders für Läufer:innen könnten Kompressionsstrümpfe vor Wettkämpfen von Nutzen sein. Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass sie vor dem Wettkampf getragen längere und etwas schnellere Läufe ermöglichen könnten. Allerdings ist ein direkter kausaler Zusammenhang noch nicht vollständig nachgewiesen, da diese Untersuchungen nur unter Laborbedingungen stattfanden – so Helmut. Was jedoch gut nachgewiesen ist, ist dass Kompressionsstrümpfe die Regeneration unterstützen können. Zum einen verhindern sie Muskelkater und verringern Erschöpfung. Außerdem wirken sie sich positiv auf das Verletzungsrisiko aus, insbesondere bei Fußverletzungen, und haben einen ähnlichen Effekt wie Kinesiotapes.
Das solltest du beachten
Beim Tragen von Kompressionsstrümpfen ist es entscheidend, Fehler zu vermeiden, die ihre Wirksamkeit beeinträchtigen können. Beim Kauf von Kompressionsstrümpfen gibt es einige wichtige Faktoren zu beachten. Dazu gehören unterschiedliche Kompressionsstärken, die vor allem bei medizinischen Anwendungen relevant sind. Es ist ratsam, sich im Fachgeschäft beraten zu lassen, um die richtige Größe und Passform zu finden. Qualität sollte hierbei nicht vernachlässigt werden, da hochwertige Strümpfe entscheidend sind. Sie müssen korrekt gemessen werden und entsprechen nicht immer der Schuhgröße. Ideal ist es, sie unterhalb des Knies zu tragen und nicht kürzer. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das korrekte Anziehen. Zunächst wird der Fuß eingeführt und die Strümpfe dann langsam nach oben modelliert. Achte dabei darauf, die Strümpfe nicht zu hoch zu ziehen, um ein angenehmes Tragegefühl zu gewährleisten.
Die richtige Tragedauer der Kompressionsstrümpfe variiert individuell. Generell sollten sie mindestens 1-2 Stunden getragen werden, wobei die optimale Tragedauer von deinen persönlichen Bedürfnissen und Aktivitäten abhängt. Und ein Tipp von Helmut: Wenn du Kompressionsstrümpfe während oder nach dem Training verwendest, solltest du darauf achten, deine Beine nach dem Tragen mit Feuchtigkeit zu versorgen, da die Strümpfe manchmal unsere Haut austrocknen lassen. Alternativ zu Kompressionsstrümpfen bieten sich außerdem auch Kompressions-Sleeves als Option an, insbesondere für den Sommer. Sie bieten nicht nur Unterstützung, sondern können auch kühlend wirken, beispielsweise durch das Einlegen eines Kühlpacks.
Ob andere Kompressionsbekleidung Vorteile für uns Läufer:innen haben kann und für weitere interessante Einblicke in die Forsschung, hört unbedingt rein. Die Folge findet ihr wie immer auf Apple Podcasts oder Spotify.