Manchmal wollen auch die leidenschaftlichsten Läufer*innen keinen Schritt mehr tun: Kein Antrieb, keine Lust, keine Kraft. Nichts geht mehr, nichts läuft. Die Gründe dafür sind vielfältig – und nicht zu unterschätzen. Eins könnte Burnout sein.
Klar, ein Motivationsloch hat jede*r mal. Aber manchmal fühlen sich selbst die fleißigsten, lockersten und coolsten Läufer*innen antriebslos, und manchmal sind selbst die emsigsten, spaßigsten und ehrgeizigsten Läufer*innen am Ende ihrer Kräfte. Manchmal existiert einfach nur Leere.
Zunächst einmal: Das kann jeder*m passieren. Selbst Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno litt bereits unter einem Burnout. In einem Interview mit der WELT sagte er: “Ich hatte überhaupt gar keinen Bock mehr, auch nicht aufs Training. Das war alles Quälerei: Dinge, die sonst ganz einfach sind, haben nicht geklappt. Das war mehr als ein Loch, wo man sagt: Weichei, reiß dich zusammen.”
“Vollgas geben ist super – wenn man gut drauf ist”
Einfach mal ausbrechen aus dem (Trainings-)Alltag, einfach alles hinschmeißen. “Sch… auf Bestzeit, Intervalle, Stabilisationsübungen.” Diese Gedanken sind ganz normal. Wer seinen Körper fordert, muss ihm auch Zeit und Raum für Regeneration geben. Eine Lektion, die auch Frodeno gelernt hat: “Die Ressourcen sind endlich. Ich bin keine Maschine. Vollgas geben ist super – wenn man gut drauf ist.”
Doch gerade Sportler*innen – auch Hobby-Sportler*innen – übertreiben es häufig und versuchen, ihre Grenzen endlos hinauszuschieben. Und: Alle halbwegs ambitionierten Sportler*innen haben Ziele: Die einen wollen die 4-Stunden-Marathonmarke knacken, die anderen die 3-Stunden. Aber was, wenn’s schief geht?
“Viele können mit negativen Emotionen nicht umgehen”
“Hoch leistungsmotivierte Personen sind meist auch Perfektionisten mit anspruchsvollen Zielen. Viele können aber nicht mit den negativen Emotionen umgehen, wenn sie ihr Ziel mal nicht erreichen … wenn das, was sie in ihren Sport reinstecken und das, was sie rausbekommen, in keinem angemessenen Verhältnis mehr steht, kann es zum Ausbrennen kommen”, sagt Oliver Stoll, Sportpsychologe an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Wann brauche ich eine Pause?
Doch ein Burnout – das in den vergangenen Jahren fast schon zu einer Art Modekrankheit geworden zu sein scheint– passiert nicht von heute auf morgen. Antriebslosigkeit hat viele Abstufungen. Gerade Läufer*innen, deren Sport zum Teil darin besteht, sich aufzuraffen oder zu überwinden, kennen viele Facetten der Motivationslosigkeit.
Wichtig wäre zu erkennen, wann der Körper und auch die Psyche wirklich eine Pause brauchen. Wann man Fünfe gerade sein lassen kann und sollte. Manchmal wäre es besser, zum Grillabend mit Freund*innen zu gehen, statt sich mit Bergläufen zu quälen oder entspannt ein Buch in der Hängematte zu lesen, und nicht ins Fitness-Studio zu rennen.
Denn das stete “höher, schneller, weiter” wird irgendwann zur Last, die man nicht mehr tragen kann. Und selbst wenn sich die Überforderung nicht in einem wirklichen Burnout manifestiert, können sich die negativen Folgen andere Bahnen und Felder suchen: wiederkehrende Infekte, depressive Schübe, Verletzungen.
Die Lust lässt uns laufen
Nichts gegen Ehrgeiz. Man benötigt ein Mindestmaß an Ambitionen, um regelmäßig laufen zu gehen. Aber man muss eben auch drauf achten, dass der Spaß nicht auf der Strecke bleibt.
Zu viel Training kann auch körperlich schaden
Zu viel Training kann auch körperliche Folgen haben und im schlimmsten Fall im Übertraining enden.
Mit Dr. Pouria Taheri haben wir einen Podcast zum Übertraining und auch zum Thema “Wenn aus mehr zu viel wird” aufgezeichnet.