Bergsteigen: Wer hoch hinaus will, sollte es langsam angehen. Denn wer zu schnell aufsteigt, riskiert bergkrank zu werden. Eine Gefahr, die man nicht unterschätzen sollte.
Nicht selten haben Bergsteiger*innen, die im Himalaya oder in den Anden unterwegs sind, mit der Höhenkrankheit zu kämpfen. Aber bereits ab einer Höhe von 2.000 Metern können erste Anzeichen der Bergkrankheit auftreten. Wichtig ist, drei Krankheitsbilder voneinander zu unterscheiden, erklärt Arzt und Extrembergsteiger Oswald Oelz: die akute Bergkrankheit, das Höhen-Hirnödem und das Höhen-Lungenödem.
Kopfweh, Übelkeit, Schlafstörungen
Je höher man steigt, umso niedriger wird der Sauerstoffpartialdruck in der Luft. Dieser führt zu einem Mangel an Sauerstoff im Körper. Der Organismus muss sich an die neue Umgebung anpassen. Er fängt an zu hyperventilieren, man atmet schneller. Wer dem Körper nicht die nötige Zeit gibt, sich an die dünne Luft zu gewöhnen, riskiert bergkrank zu werden. Das beginnt mit einfachen Symptomen wie Kopfweh, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen.
“Verschlimmern sich die Symptome, muss man absteigen”
Das sei jedoch noch kein Grund, in Panik abzusteigen, so Oelz, “man bleibt einfach einen Tag auf derselben Höhe und wartet ab.” Wenn man sich besser fühlt, kann man weiter aufsteigen. “Wenn nicht oder sich die Symptome verschlimmern bis zu sehr starkem Kopfweh und Erbrechen, muss man sofort absteigen”, rät der Experte. Denn dann droht die Gefahr, an einem Höhen-Hirnödem zu erkranken.
Das Gehirn schwillt an. Der Druck steigt, was seine Funktion beeinträchtigt, erklärt Oelz, “wenn Patient*innen mit einem Hirnödem nicht sofort absteigen oder abtransportiert werden oder aber Sauerstoff erhalten und mit Medikamenten behandelt werden, folgen bald Bewusstlosigkeit und Tod.”
Symptome des Höhen-Hirnödems
- Kopfweh: vernichtendes Kopfweh, das nicht auf Aspirin und dergleichen anspricht
- Gleichgewichtsstörungen: von Schwierigkeiten bei Balance-Manövern und der Unfähigkeit, eine gerade Linie zu gehen, bis zum Niederstürzen und zur Unfähigkeit zu stehen
- Erbrechen: Gleichgewichtsstörungen, Lethargie, Benommenheit und Bewusstlosigkeit
Eine andere Form, die als Folge der akuten Bergkrankheit auftreten kann, ist das Höhen-Lungenödem. Aufgrund des Sauerstoffmangels steigt der Druck im Lungenkreislauf. Blutwasser gelangt in die Lungenbläschen, die eigentlich mit Luft gefüllt sein sollten. Betroffene leiden unter Atemnot. Werden sie nicht sofort behandelt, ertrinken sie in ihrer eigenen Blutflüssigkeit.
Symptome des Höhen-Lungenödems
- Atemnot: von vermehrter Atemnot bei körperlicher Tätigkeit über Atemnot beim Liegen und in Ruhe bis zum Ersticken
- Husten: zunächst quälender, trockener Reizhusten, dann zunehmend produktiver Husten mit schaumigem Auswurf und eventuellen Blutspuren
- Rasselgeräusche: zunächst nur mit dem Stethoskop feststellbar, später Rasseln, das die Atmung begleitet
- Zyanose: blaue Lippen, blaugraues Gesicht
Egal wie fit man ist, bergkrank kann jede*r werden. Das einzige Mittel um dem entgegenzuwirken, ist ein langsamer Aufstieg. So kann sich der Körper akklimatisieren. Oberhalb von 2.500 Metern Höhe sollte man nie mehr als 300 Meter pro Tag die Schlafhöhe verschieben, rät Oelz, damit sich der Organismus an die Höhe gewöhnt. “Bis 5.000 Meter sollte das gut funktionieren. Wer noch höher rauf will, muss individuell testen”, so der Experte.
Zur Person: Oswald Oelz forschte lange Zeit auf dem Gebiet der Höhenmedizin und ist selbst leidenschaftlicher Bergsteiger. 1978 begleitete er Reinhold Messner bei dessen erster Tour zum Mount Everest ohne zusätzliche Sauerstoffgeräte – ein sehr umstrittenes Vorhaben.