Achilles haut in den Boxsack. Wie Ali, Rocky oder Klitschko versucht er sich am Boxen. Box-Trainer Egon Omsen steigt mit ihm in den Ring und zeigt ihm, wie es richtig geht.
Wie funktioniert Boxen?
Boxen ist eine traditionsreiche Kampfsportart, bei der sich zwei Menschen nur mit ihren Fäusten auseinandersetzen. Das Kräftemessen unterliegt strikten Regeln. Die beiden Kontrahenten oder Kontrahent*innen tragen Handschuhe und müssen derselben Gewichtsklasse angehören. Boxen meint nicht: raufen, hauen, kloppen, prügeln, Thai Boxen, Kickboxen.
Wie sind die Regeln?
Boxer*innen dürfen sich nur eingeschränkt wehtun. Lediglich die Vorderseite des Körpers, von Kopf über die Arme bis zur Gürtellinie, darf getroffen werden. Vor allem Schläge unter die Gürtellinie sind tabu und werden als “Foul” geahndet.
Zudem dürfen Boxer*innen lediglich mit der Vorderseite der Fäuste schlagen, bei Amateur*innen ist die gültige Schlagfläche der Handschuhe weiß gekennzeichnet. Wichtig beim sogenannten “Mann-gegen-Mann-Kampf” ist das Fairplay. Man schlägt nicht mehr, wenn der*die Gegner*in den Boden berührt.
Vor dem Kampf und der Urteilsverkündung geben sich beide Kontrahent*innen die Hand. Nach dem Fight gehen sie in die Ecke des*der jeweils anderen, wo Trainer*in und Betreuer*in stehen, und verabschieden sich ordnungsgemäß.
Warum sollte ich boxen?
“Boxen ist die schönste Sportart der Welt”, findet Egon Omsen, 57, vom “Berliner Box-Verband”. “Weil es sämtliche Muskelgruppen beansprucht und fit hält.” Laien unterschätzen die Sportart gerne und tun sie schnell als dumpfes Aufeinanderprügeln ab. Dabei ist Boxen ein kompletter Sport, der Körper und Geist fordert und fördert. “70 Prozent findet über den Kopf statt, nur 30 Prozent über die Physis”, schätzt Omsen.
Man müsse die Ruhe bewahren, dürfe nicht in Hektik verfallen. Und auf gar keinen Fall sollte man mit Wut im Bauch boxen. Wer mit dem Kopf durch die Wand will, steckt oft schwere Treffer ein. “Dann passieren die meisten Fehler”, sagt Omsen. Boxtraining stärkt den Körper, macht stark, schnell und fit. Es schult Konzentration, Kondition und Koordination. Es ist das perfekte Ganzkörpertraining.
Boxen – kann das jede*r?
Boxen ist nicht nur für Männer*, auch Kinder und Frauen* können die Boxtechniken erlernen. Aber ob sich jede*r in den erforderlichen Fitness-Zustand für einen Wettkampf bringen kann, ist fraglich. “Man braucht sicher mindestens ein bis eineinhalb Jahre, bis man zum ersten Mal in den Boxring steigt”, sagt Box-Trainer Omsen. “Niemals würde ich zwei Anfänger ohne die richtige Vorbereitung aufeinander loslassen.”
Durchhaltevermögen und eine starke Psyche seien enorm wichtig: “Boxen ist eine Lebensschule. Es lehrt dich Selbstvertrauen, Disziplin, Demut, Siegeswillen. Du lernst, ein Ziel zu haben, dranzubleiben, wiederaufzustehen und keine Angst zu haben.” Gerade die Wettkampfsituation ist eine Auseinandersetzung mit den eigenen Ängsten, Schwächen und Stärken. Man kämpft immer auch gegen sich selbst.
Risiken und Nebenwirkungen?
Eines ist klar: Wer bei Nasenbluten schon in Ohnmacht fällt, ist beim Boxen falsch. Das passiert. Auch ein blaues Auge kommt schon mal vor – Veilchen passieren im Übrigen meist, wenn die Köpfe aneinander rasseln und weniger, weil der*die Gegner*in aufs Auge haut. Kopfschutz und Handschuhe sollen die Boxer*innen vor schwerwiegenden Verletzungen schützen.
Und: Obwohl das Wettkampfboxen weniger brutal ist, als viele denken – ein Sport für Weicheier ist es dennoch nicht. Allein das Training, selbst ohne Sparring, ist knochenhart. Wer das langfristig durchhält, darf in den Ring. So sieht’s aus.
Die schwerste Übung?
Die anderen zu treffen, ohne selbst Treffer zu kassieren.
Was kostet Boxtraining?
Wer nur das boxspezifische Kraft- und Ausdauertraining ohne Sparring mitmacht, braucht nur normale Sportkleidung. Wer wirklich boxen möchte, muss auch nur wenig Geld investieren. Mitgliedschaften in Box-Vereinen sind meist für günstige acht bis zehn Euro im Monat möglich. Die meisten Box-Vereine stellen Handschuhe und Kopfschutz. Bandagen und Mundschutz kosten rund 20 Euro. Einfache Trainingshandschuhe sind schon ab 30 Euro zu haben.
Peinlichkeitsfaktor?
“Peinlich wäre mir nur, wenn mir im Box-Ring das Hosengummi reißt und die Shorts runterrutschen”, sagt Egon Omsen lachend. Ansonsten ist Boxen extrem “unpeinlich”. Nicht jede*r liebt den Sport, aber alle respektieren die sportliche Leistung und die außergewöhnliche Fitness der Ausübenden. Boxer*innen sind einfach verdammt durchtrainiert.