Läufer*innen sind Vorbilder. Sie sind aktiv, lieben die Natur und respektieren ihren Körper. Meistens. Doch auch im löblichen Laufleben gibt es peinliche, unangenehme und eklige Begleiterscheinungen, über die man nicht so gerne spricht. Achilles nennt die Dinge beim Namen.
1. Training ausfallen lassen
Normal für Nichtsportler*innen. Großes Tabu für ambitionierte Sportler. Der*die Läufer*in ist ja von Natur aus ein ganz harter Hund. Niemals würde er das Training wegen schlechten Wetters, einer juckenden Nase oder der ungewaschenen Lieblingslaufhose sausen lassen. Niemals. Ähem.
Dabei braucht der Körper Erholungsphasen, um zu regenerieren. Aktive Pause machen sogar schneller. Übereifrige Trainingsakribie ist überholt.
2. Panik haben
Läufer*innen sind Hypochonder*innen – vor allem vor Wettkämpfen, bei dem sie was “reißen wollen”. Spätestens zwei Wochen vor dem großen Tag kratzt der Hals, juckt die Nase oder zwickt die Wade.
Routinierte Sportler*innen wissen: Die Pre-Wettkampf-Panik ist normal. Annehmen, runterfahren, mentale Vorbereitung starten. Sauna, Erkältungsbad, Massage. Die Trainingspause direkt vor einem Marathon hat sogar einen Namen bekommen: Tapering.
3. Trainingsplan über Freund*innen stellen
Marathontraining macht einsam. Der rigide Trainingsplan-Tunnelblick nimmt keine Rücksicht auf Freund*innen, Familie und Feiern.
- Ich kann nicht. Ich hab Training.
- Sorry, muss ins Fitnessstudio, Stabis machen.
- Ich kann erst nach dem Marathon wieder.
Schade nur, wenn der*die Läufer*in im Ziel bemerkt, dass keiner mit ihm feiert. Auch hinterher können nur wenige nachvollziehen, was der*die Läufer*in auf sich genommen hat. Nächstes Ziel: Soziale Kontakte wiederherstellen.
4. Spucken und schnäuzen
Selbst die gazellenhafteste Läuferin in topstylischer Sportmontur wird beim Laufen mal zum spuckenden Lama. Der Kopf kann die widerlichsten Körperflüssigkeiten ansammeln – und die müssen dann eben raus.
Die Königsdisziplin der Sekretentsorgung ist die Schäuzrakete. Finger an den einen Nasenflügel, Kopf zur Seite und mit Druck das Fluggeschoss auf den Weg pusten. Fußballer-Style. Danach beten, dass man nicht sich selbst oder andere getroffen hat.
5. Die Brustwarzen abkleben
Was ist das für eine Sportart, bei der man Gefahr läuft, sich die Brustwarzen blutig zu scheuern? Er heißt: Marathon. Wer da mit einem kratzigen Baumwollshirt rumrennt, ist selber schuld.
Auf Nummer sicher gehen Läufer mit Brustpflastern – passend zurechtgeschnitten oder mit bunten Comicfiguren verziert. Das Abziehen mag zwar unangenehm sein, ist aber nicht annähernd so schmerzhaft und unattraktiv wie blutig gescheuerte Nippel, die das Shirt mit roten Flecken schmücken. Salben sollen auch helfen.
6. In der Öffentlichkeit urinieren
Das Wichtigste am Stadt-Marathons sind: Dixi-Klos. Leider sind die Schlangen davor immer zu lang. Was also tun? Irgendwohin.
Es ist erstaunlich, wie niedrig die Hemmschwelle sinkt, an den nächsten Baum (Mann) oder hinter den nächsten Busch (Frau) zu strullern, wenn ein Wettkampf ansteht. So kommt es, dass es entlang beliebter Laufstrecken auch gerne mal riecht wie im öffentlichen Pissoir auf der Reeperbahn. Auch weil manche – sagen wir, wie es ist: in die Laufhose pinkeln.
7. Das große Geschäft machen
Es gibt kaum einen größeren Läufer*innenhorror, als das unangekündigte große Geschäft. Ja, genau das. Vor allem, wenn die nächste Bedürfnisanstalt einige Kilometer entfernt ist. Das klassische Dilemma: Läuft man, drückt es immer schneller nach unten. Geht man, braucht man viel zu lange.
Und das schlimmste Wort von allen: Durchfall. “Läuft bei dir” bekommt dann eine ganze andere Bedeutungsebene. Sehr unangenehm. Man darf sich das Ganze nur nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Wir sind nun mal menschliche Läufer und keine Sprint-Roboter. Passiert. Shit happens.
8. Anderen den Erfolg neiden
“Der hat viel mehr Zeit zum Trainieren.”
“Die ist ja viel jünger!”
“Mit mehr Geld würde ich mir auch einen Personaltrainer buchen.”
Die unfeinste Form der Bewunderung ist Neid. Schnell sind die passenden Ausreden gefunden, warum die Form der anderen nicht so gut ist wie die eigene. Einfach lassen. Nicht auf andere schauen. Alle sind toll.
Merke: Beim Laufen läufst du gegen dich, nicht gegen andere. Und statt der Gründe warum etwas nicht geht, sollte man lieber Wege finden, wie es doch geht.
9. Mit Nahrungsergänzungsmitteln experimentieren
Nahrungsergänzungsmittel – Keiner glaubt dran, alle probieren’s. Wirkt natürlich nicht, alles überteuert. Geldmacherei. Was’n Quatsch ? gib mal her. Gels, Riegel, Pulver, Pillen, Säfte. Gummibärchen. Vegan, probiotisch, Eiweiß-Cardio-Pipapo.
Hinterher ist man meist so schlau wie vorher. Hat’s geholfen? Wer weiß das schon. Das wirksamste Mittel heißt vermutlich: Placebo.
10. Schmerzmittel nehmen
Dopen ist Betrug. So lautet das eindeutige Urteil bei Profisportlern. Zu Recht. Doch welcher ambitionierte Freizeitsportler hat nicht schon mal unvernünftigerweise Schmerzen ignoriert und ein Mittelchen eingeworfen?
Tatsächlich schlucken erstaunlich viele Ausdauersportler Medikamente, um beim Wettkampf bessere Leistung zu erbringen. Laut einer Umfrage beim Bonn-Marathon 2011 gaben rund die Hälfte der 4000 Befragten an, vorher Schmerzmittel genommen zu haben. Kontrolliert ja niemand. Das aber ist nicht peinlich, doof oder eklig. Das ist schlicht gefährlich.